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tabula rasa

Städtische Galerie im Fruchtkasten des Klosters Ochsenhausen, 2012

Text von Werner Meyer

Eigentlich entstehen mit jedem Holzschnitt zwei Bilder, gleich und doch nicht identisch: der eigentliche Holzschnitt und sein Druck auf Papier. Gleichwertig spiegeln sie einander und haben doch wie Zwillinge ihre eigene, voneinander unabhängige Existenz – als farbiges Flachrelief in Holz und in Ölfarbe sowie als Abdruck auf Papier – und künstlerische Bedeutung. Im Laufe ihrer Entwicklung hat Martina Geist den Holzschnitt für sich entdeckt als Möglichkeit, als Medium, als Experimentierfeld, Druckgrafik, Malerei, Plastik und Zeichnung in ihren Bildern zu vereinen. Diese Intention gewinnt in den vorgestellten Holztafeln ihren derzeit augenfälligsten Ausdruck.

Der Holzschnitt ist und bleibt das Material und der Prozess, über die Martina Geist zu ihren Bildern findet. Das Schneiden von Linien ist ihre Form des Zeichnens, das Drucken ihre eigene Sprache, in der sich die Grafik der Linien und Flächen mit dem malerischen Moment der Aufladung von Farbe und Fläche mit der Energie des Durchreibens verbinden. Der Druckstock wird am Ende zum selbständigen Bild. In dieser Holztafel werden Malerei, Zeichnung und Relief (Skulptur) eins und so weiß jene schlussendlich ihre eigenständige Aura als Original in jeder Hinsicht zu behaupten.

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