Wenn wir Martina Geists jüngste Werke unter dem Titel Zeitlupe zusammenfassen...
Wenn wir Martina Geists jüngste Werke unter dem Titel Zeitlupe zusammenfassen, dann lenkt dies das Augenmerk auf die künstlerische Gestalt von Bewegung, auf die Darstellung von Raum und Zeit.
Martina Geists Holzschnitte stellen nach wie vor Stillleben dar, wir erkennen Stühle und Tische, Früchte und Gläser, das klassische Motivrepertoire. Aber die Dinge wie der Raum sind in Bewegung begriffen: das Glas fällt um und Wasser ergießt sich über die Fläche des Tisches, der sich im Bildformat und darüber hinaus ausdehnt und in dieser Bewegung in kubistischer Manier mehrere Ansichten, Perspektiven in Anspruch nimmt. Die Stühle schweben im Raum, nichts liegt einfach nur da, wie es sich für ein konventionelles Stillleben gehört. Die Geschwindigkeiten sind nicht nur in den in Bewegung begriffenen Dingen zu spüren, sondern sie lassen sich auch in den Linien und Formen erfahren, die den Bildraum ausmachen. Mit Nachdruck komponiert Martina Geist ihre Kompositionen als dynamische Gefüge. Aufgrund der Abstraktion ihrer Darstellungen konzentrieren sich in den Formen, in den Linien, in der spannungsvollen bildräumlichen Kommunikation der Bildelemente die Bewegungsmomente des Kippens, des Fließens, der Dehnung oder Verdichtung, die wie in extremer Zeitlupe verharren.In Reihen erschließt sich die Künstlerin die Bewegung ihrer Motive wie ihrer bildnerischen Mittel. In den Variationen desselben Motivs hält sie die Bewegungen und mithin das Thema der Geschwindigkeiten fest.
Die Holztafeln, von denen es in der Regel nur einen Druck gibt, behaupten ihre Eigenständigkeit und Bedeutung als farbig gefasstes Relief. Der Holzschnitt wird zum zur Skulptur tendierenden Tafelbild. Immer wieder unterstreichen dies mehrteilige, großformatige Arbeiten. […] Martina Geist ist weiter unterwegs, die bildnerischen Möglichkeiten des Holzschnitts zu entwickeln und sich eine Bildwirklichkeit zu erschließen, die in den Ausschnitten andeutet, welchen weit gedachten und dynamischen Raum sie für die Wahrnehmung zu eröffnen sucht.“
Aus: Werner Meyers in: Martina Geist – Zeitlupe. Freiburg 2014, S. 5.
Biografie
1961 | In Stuttgart geboren |
1981 – 1989 | Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart |
1985 – 1987 | Studium der Geschichte an der Universität Stuttgart |
1987 – 1988 | DAAD-Stipendium Wien, Hochschule für angewandte Kunst Wien |
1989 |
1. Preis Wettbewerb Linolschnitt heute, Bietigheim-Bissingen |
1991 | 1. Preis der Stiftung Kunst, Kultur und Bildung der Kreissparkasse Ludwigsburg |
1992 | Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg |
1994 | Arbeitsstipendium des Landes Schleswig-Holstein im Landeskulturzentrum Salzau |
1995 | Stipendium Cité Internationale des Arts Paris |
2011 | Stipendium Stiftung Kartause Ittingen |
2013 | Gastaufenthalt der Stiftung Bartels Fondation, Basel |
2014 | Arbeitsaufenthalt in der Casa Zia Lina, Elba |
Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg, lebt und arbeitet in Stuttgart